Die fortschreitende Globalisierung und der damit einhergehende globale Handel bewirken einerseits viel Positives, andererseits werden aber zunehmend auch die Konsequenzen spürbar – zum Beispiel durch den erhöhten Ausstoß von Klimagasen, Wasser- und Luftverschmutzung oder schlechten Arbeitsbedingungen. Die Covid-Pandemie und der Ukraine-Krieg haben zudem gezeigt, wie fragil die globalen Lieferketten sind und wie schnell sie gestört werden können, mit gravierenden Folgen für die Konsument*innen.
Oftmals bleiben diese negativen Auswirkungen jedoch unerkannt oder zeigen sich erst bei genauem Hinsehen, denn die Lieferketten sind oft unübersichtlich und intransparent. Dies betrifft alle Schritte entlang der Wertschöpfungskette, von der Rohstoffgewinnung über den Zwischenhandel, den Verkauf im Laden bis hin zum Endkunden.
Was sind Lieferketten?
Lieferketten, auch bekannt als Supply Chains, sind Systeme, die die Herstellung und Verteilung von Waren und Dienstleistungen von Rohstoffen bis zum Endkund*innen ermöglichen. Sie umfassen eine Vielzahl von Prozessen und Akteuren, darunter Hersteller, Groß- und Einzelhändler, Logistikunternehmen und Endverbraucher*innen. In der Regel umfasst eine Lieferkette fünf Hauptkomponenten: Rohstoffbeschaffung, Produktion, Lagerung und Inventarisierung, Vertrieb sowie schließlich Verkauf und Nutzung.

Warum sind nachhaltige Lieferketten wichtig?
In unserer globalisierten Welt stellen Lieferketten die Lebensader der Wirtschaft dar, aber ihre Bedeutung geht weit über wirtschaftliche Aspekte hinaus. Nachhaltige Lieferketten spielen eine entscheidende Rolle für die Umwelt und das Wohlergehen der Menschen.
Ein umweltfreundliches Lieferkettenmanagement kann dazu beitragen, den Kohlenstoff-Fußabdruck eines Unternehmens erheblich zu reduzieren, indem sie den Energieverbrauch senken, die Abfallproduktion reduzieren und den Verbrauch von natürlichen Ressourcen minimieren. Darüber hinaus kann eine nachhaltige Lieferkette auch zur Stärkung der sozialen Gerechtigkeit beitragen, indem sie faire Arbeitsbedingungen gewährleistet, die Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz priorisiert und zur Armutsbekämpfung beiträgt.
Transparente Lieferketten wirken positiv
Transparenz in der Lieferkette wird erreicht, indem Informationen über die Prozesse, Produkte und Geschäftspartner in der Lieferkette offengelegt und geteilt werden. Dies umfasst Daten über die Herkunft von Rohstoffen, Produktionsmethoden, Arbeitsbedingungen und Umweltbelastung. Eine transparente Lieferkette ermöglicht es den Stakeholdern, fundierte Entscheidungen zu treffen und fördert die Verantwortlichkeit der Unternehmen.
Digitale Technologien spielen eine entscheidende Rolle bei der Schaffung von Transparenz in der Lieferkette. Instrumente wie IoT (Internet of Things), KI (künstliche Intelligenz), RFID-Sensoren und Blockchain ermöglichen eine nahtlose und genaue Verfolgung von Produkten und Prozessen entlang der gesamten Lieferkette.
Welche Rolle spielt die Blockchain beim Thema Lieferketten?
Gerade die Blockchain-Technologie, ursprünglich bekannt durch die Kryptowährung Bitcoin, hat das Potenzial, die Transparenz und Nachhaltigkeit in Lieferketten erheblich zu verbessern. Sie bietet eine dezentrale, unveränderliche und transparente Methode zur Aufzeichnung von Transaktionen und Produktbewegungen.
Mit der Blockchain können Unternehmen Informationen in Echtzeit teilen und sicherstellen, dass die Daten korrekt und unveränderlich sind. Dies ermöglicht eine präzise Rückverfolgbarkeit von Produkten, was dazu beiträgt, Fälschungen zu verhindern, die Einhaltung von Vorschriften zu überprüfen und Kund*innen Vertrauen in die Nachhaltigkeitspraktiken des Unternehmens zu geben.

Welche Bedeutung haben Lieferketten für die Wirtschaft?
Lieferketten sind das Rückgrat der modernen globalen Wirtschaft. Sie verbinden Produzenten und Verbraucher*innen über Grenzen hinweg und ermöglichen den reibungslosen Ablauf von Handelsbeziehungen. Eine effiziente und gut verwaltete Lieferkette kann dazu beitragen, Kosten zu senken, die Produktivität zu steigern und den Kund*innenservice zu verbessern, was letztendlich zu einem wettbewerbsfähigeren Unternehmen und einer stärkeren Wirtschaft führt.
Darüber hinaus kann die Nachhaltigkeit der Lieferkette auch einen langfristigen wirtschaftlichen Nutzen haben, indem sie Unternehmen dabei hilft, regulatorische Risiken zu mindern, ihre Markenreputation zu verbessern und neue Geschäftschancen zu erschließen.
Vertrauen fördert nachhaltiges Handeln
In den letzten Jahrzehnten sind die globalen Herausforderungen wie der Schutz der Menschenrechte, des Klimas, der Biodiversität und der Umwelt immer drängender und präsenter geworden – und damit auch das sozial und ökologisch verantwortungsbewusste Handeln im Bereich der Lieferketten. Vor diesem Hintergrund haben sich die Mitgliedstaaten der Vereinten Nationen auf 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) verpflichtet, mit denen eine nachhaltige Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene umgesetzt werden soll.
Der privatwirtschaftliche Sektor nimmt beim Thema nachhaltige Lieferketten eine zentrale Rolle ein, und drei wesentliche Treiber erhöhen den Druck auf Unternehmen, ihre Wertschöpfungsketten nachhaltiger zu gestalten:
- Konsument*innen fordern verstärkt „saubere Produkte“ – Vertrauen wird dadurch zu einem zentralen Erfolgsfaktor für den Markenwert.
- Investor*innen und Analyst*innen priorisieren soziale und ökologische Risiken immer stärker in der Unternehmensbewertung.
- Unternehmerische Sorgfaltspflichten rücken in den Fokus regulativer und gesetzgeberischer Entwicklungen, so etwa im deutschen Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das zum 1. Januar 2023 in Kraft getreten ist und für alle Unternehmen mit mehr als 3.000 Mitarbeitenden gilt (in Deutschland sind das ca. 900 Firmen). Hier werden erstmals klare Anforderungen für die unternehmerischen Sorgfaltspflichten definiert und eine externe Überprüfung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle gewährleistet.
Auf dem Weg zu einer nachhaltigen Lieferkette müssen Unternehmen mit einem erhöhten Aufwand rechnen, dieser zahlt sich jedoch aus, denn:
- Die Unternehmen werden den steigenden Anforderungen und Regularien gerecht.
- Sie stärken ihre Marke(n) und reduzieren Reputationsrisiken.
- Sie bauen solide Beziehungen zu Lieferanten auf und sorgen somit für resiliente und transparente Lieferketten.

Wo finden Unternehmen neue Beschaffungsmärkte?
Die Suche nach neuen Beschaffungsmärkten ist ein ständiger Prozess für Unternehmen, der durch Faktoren wie Kosten, Qualität, regulatorische Standards und Nachhaltigkeitspraktiken beeinflusst wird. Unternehmen können neue Märkte durch Branchenforschung, Netzwerkbildung, Partnerschaften mit lokalen Behörden und internationalen Handelsorganisationen sowie durch den Einsatz von Technologie und Datenanalyse erkunden.
Das Internet hat diese Suche revolutioniert, indem es Unternehmen ermöglicht, globale Märkte einfach zu recherchieren und Kontakt mit potenziellen Partnern herzustellen. Darüber hinaus erleichtern Technologien wie künstliche Intelligenz und maschinelles Lernen die Identifizierung von Trends und Möglichkeiten auf globalen Märkten.
Im Kontext der Nachhaltigkeit werden Beschaffungsmärkte, die umweltfreundliche Praktiken und faire Arbeitsbedingungen fördern, für Unternehmen immer attraktiver. Solche Märkte können in aufstrebenden Ökonomien, in Ländern mit starken Umweltgesetzen oder sogar in bestimmten Branchen oder Netzwerken innerhalb bestehender Märkte gefunden werden.

Nachhaltige Lieferketten und leverist.de
Die Matchmaking-Plattform leverist.de ist ein Projekt der deutschen Entwicklungszusammenarbeit, das den Fokus hat, Unternehmen aus der Privatwirtschaft für eine Beteiligung an Projekten der Entwicklungszusammenarbeit zu gewinnen. Hier finden sich auch zahlreiche Geschäftsmöglichkeiten, die sich um den Aufbau von nachhaltigen Lieferketten drehen. So wurde jüngst ein Matchingbereich speziell für ukrainische KMU entwickelt, deren frühere Lieferketten durch den Krieg zusammengebrochen sind und die wichtig für die Stabilisierung der Versorgungslage im Land sind.